Wir-Gefühle sind für eine erfolgreiche Partnerschaft sehr wichtig. Warum das so ist und wie wir als Paar ein Wir-Gefühl herstellen können, erklärt dieser Beitrag des Beziehunsg-ABCs.
Wir können unsere Partnerschaft nach dem Gewinner-Verlierer-Prinzip oder dem Gewinner-Gewinner-Prinzip gestalten. Zu Beginn einer Beziehung sind wir uns mit unserer Partnerin oder unserem Partner meist einig, was wir wollen, denn wir sind glücklich, endlich von "Wir" zu sprechen. Im Verlauf der Partnerschaft kann sich das jedoch ändern. Wir verlieren die gemeinsamen Ziele und irgendwann geht es vor allem darum, wessen Bedürfnisse vorrangig oder überhaupt erfüllt werden. Plötzlich gibt es eine Verlierein oder einen Verlierer und eine Gewinnerin oder einen Gewinner. Es fallen Sätze wie "Immer geht es nach deinem Kopf" oder "Hauptsache, dir geht es gut und du bekommst, was du willst" oder "Für mich interessierst du dich gar nicht" oder "Siehst du mich überhaupt?". Eine Abwärtsspirale aus Enttäuschung, Verletzung, Vorwürfen und Konflikten kann entstehen.
Wie kommen wir da wieder raus oder am besten gar nicht erst hinein? Dafür müssen wir uns klar werden, wie ein Wir-Gefühl entsteht und wachsen kann. Die Voraussetzung ist, dass beide Partner:innen sich als Team verstehen, das gemeinsame Ziele verwirklichen möchte oder es jedem Einzelnen ermöglicht, seine Ziele zu erreichen. Beide Partner:innen sind davon überzeugt, als Team mehr erreichen zu können als als Einzelne:r. Das Wir-Gefühl schweißt sie zusammen und macht jede:n der beiden Partner:innen stark. Und ein gemeinsamer Erfolg oder gemeinsame positive Erlebnisse bestärken das Wir-Gefühl. Eine Aufwärtsspirale entsteht.
Kein Paar kann ständig beisammen sein. Das wäre auch gar nicht gut, denn es ist wichtig, dass beide ihren ganz persönlichen Anteil, ihre Farbe, ihre Impulse in die Beziehung einbringen. Nur so können sich beide als Paar entwickeln. Aber der Alltag treibt viele Paare auseinander. In den verschiedenen Lebensbereichen wie Job, Freunde und Familie müssen beide oft unterschiedlichen Anforderungen genügen, eine Rolle spielen und ihre Aufmerksamkeit und Kraft woanders als in der Beziehung einsetzen. Das verstärkt sich meistens, wenn das Paar Kinder hat, die noch mehr von der Zeit, Aufmerksamkeit und Kraft – vor allem aber von der Liebe der beiden Partner:innen einfordern. All das verändert beide Partner:innen im Laufe des Beziehungsalltags.
Umso schwieriger ist es, die Ziele wieder übereinzubringen und Nähe aufzubauen, damit wieder ein Wir-Gefühl entstehen kann.
Eine Partnerschaft ist wie eine Firma. Wenn jede:r einzelne Mitarbeitende zufrieden ist und sich unterstützt fühlt, wird er sich auch für die Firma einsetzen und gute Leistungen erbringen.
Um als Paar ein Wir-Gefühl zu erzeugen, könnt ihr beide aktiv etwas dafür tun:
Verbingt gemeinsam Zeit und haltet diese aktiv in eurem Tagesplan frei. Etwa, indem ihr euch feste Termine füreinander in den Kalender schreibt, die nur für euch beide reserviert sind.
Diese müssen nicht aufwändig sein, schon der Cappuccino am Sonntag im Bett oder gemeinsames Joggen reichen, um euer Wir-Gefühl zu stärken
Nehmt die Bedürfnisse, die eure Partnerin oder eurer Partner äußert und eure eigenen ernst und wahr. Gönnt euch auch Freiräume und der Selbstverwirklichung, so wächst auch der Wunsch, wieder etwas gemeinsam zu tun.
Schafft euch eine gemeinsame Geschichte, indem ihr euch an schöne, gemeinsame Erlebnisse erinnert und euch auch ins Bewusstsein ruft, welche Hürden und Herausforderungen ihr gemeinsam gemeistert habt. Erzählt euch und anderen davon (und achtet dabei darauf, von "wir" zu sprechen, nicht von "ich").
Sprecht gemeinsam und offen über eure intimen und sexuellen Bedürfnisse. Diese verändern sich im Laufe den Lebens und eine offene Kommunikation darüber hilft, die Intimität und Erotik zu erhalten und gemeinsam weiterzuentwickeln.
Verzeiht euch die Marotten, sucht stattdessen danach, was euch füreinander attraktiv macht. Und dann sprecht das als Kompliment aus – jeden Tag aufs Neue!
Erzählt euch von euren Träumen und Wünschen, Zielen und Plänen – egal, wie phantastisch sie sind. Sie müssen sich nicht immer in der Wirklichkeit umsetzen lassen. Aber gemeinsam nach den Sternen zu greifen, schafft ein wunderbares Wir-Gefühl.
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In Ihrem Beitrag steht, dass man seinen Partner in seinen Zielen und Träumen unterstützen sollte. Mein Mann möchte in 4 Jahren nach Spanien auswandern und ich möchte nicht mit. Er möchte sich von mir trotzdem nicht trennen und eine Fernbeziehung haben. Es tut mir sehr weh, zu wissen, er ist in 4 Jahren weg. Ich bin hilflos, soll ich ihn unterstützen oder nicht. wir sind 24 Jahre zusammen.
Viele Grüßé Frau Kunert