Die Bindung zur eigenen Mutter ist meist stark, komplex und steckt voller Emotionen. Dieser Verbindung Aufmerksamkeit zu widmen, lohnt sich also.
Unsere Mütter schenken uns das Leben. Die Beziehung zur eigenen Mutter ist die erste große Bindung, die wir im Leben erfahren, und eine der intensivsten – gerade zwischen Töchtern und ihren Müttern. Im Idealfall ist diese Beziehung dauerhaft von Liebe, Vertrauen und Stabilität geprägt. Doch mehr noch als andere Verbindungen wirken Veränderungsprozesse, Rollenbilder und Emotionen auf sie, was auch reichlich Konfliktpotenzial bergen kann. Sich wertschätzend zu begegnen, fällt in diesem natürlichen Spannungsfeld nicht immer leicht. Wer die folgenden zwei Aspekte im Hinterkopf behält, tut sich vielleicht ein bisschen leichter beim Einordnen eigener Gefühle. Erstens: Jede Mutter erfüllt eine Rolle und ist dabei auch eine Frau mit eigener Persönlichkeit. Und zweitens: Reibung erzeugt Wärme.
Die Mutter begleitet uns durchs Leben und prägt als wichtige Bezugsperson unsere persönliche Entwicklung. Sie macht uns nichts Geringeres als Urvertrauen zum Geschenk: eine innere emotionale Sicherheit, die ein Kind im Mutterleib und in den ersten Lebensmonaten entwickelt.
Die Beziehung zwischen Mutter und Kind ist in der Regel intensiv, insbesondere zwischen Mutter und Tochter: Laut einer Studie sind sich sogar die Bereiche des Gehirns, die für Emotionen zuständig sind, auffallend ähnlich. Vor der ersten großen Herausforderung im Laufe ihrer Beziehung stehen Mutter und Tochter spätestens dann, wenn Mädchen zu jungen Frauen heranwachsen. Das Herantasten an die eigene Weiblichkeit wirft Fragen auf und nicht selten wackelt dabei das Podest, auf dem die Mutter lange Zeit stand. Viele Mutter-Tochter-Beziehungen begleiten ab diesem Moment Vorwürfe, bei denen es häufig um nicht erfüllte Bedürfnisse, Abgrenzung und das Finden der eigenen weiblichen Rolle geht. Die gute Nachricht: Ihr könnt euch wieder annähern, für eine ehrliche Aussprache ist es nie zu spät.
Jede Frau ist eine Tochter, aber keine wird als Mutter geboren. Dieser Perspektivwechsel ist hilfreich, um der Frau hinter dieser tragenden Rolle näherzukommen: Schließlich bringt jede Mutter ihre eigene Geschichte mit, die sie zu einer einzigartigen Persönlichkeit formte. Und vermutlich gab es auch in ihrem Leben Phasen, in denen sie sich mit ihrer Mutter auseinandergesetzt hat. Vielleicht bringt es dich in deiner Beziehung zu deiner Mutter weiter, wenn du dir von ihren Erfahrungen erzählen lässt. Wir Menschen neigen dazu, uns in gelernten Mustern zu verhalten. Wie nachhaltig diese Verhaltensmuster unsere Beziehungen als Erwachsene prägen, ist uns nicht immer bewusst. Der Blick zurück kann einen erstaunlichen Erkenntnisgewinn mit sich bringen – vor allem, wenn du ihn mit deiner Mutter gemeinsam wagst. Vielleicht ermöglicht euch dieser Erfahrungsaustausch, Erwartungshaltungen aufzulösen, die aus einer anderen Zeit stammen und eure Beziehung unnötig erschweren: Was sich ihre Mutter von deiner gewünscht hat, muss noch lange nicht auf dich zutreffen. Im besten Fall gelingt es so, den Kreislauf wiederkehrender Vorwürfe zu durchbrechen und zu einer Beziehung auf Augenhöhe zu finden, die geprägt ist von Respekt vor und Liebe zueinander. Mach dir als Tochter bewusst, dass du dir die Liebe deiner Mutter nicht verdienen musst: Sie ist immer da.
Nimm dir einen Moment Zeit für dich. Such dir einen ruhigen Ort, an dem du deine Gedanken zu Papier bringen kannst. Stell dir vor, deine Mutter säße dir gegenüber: Was würdest du ihr gerne sagen? Hast du Fragen, die du stellen möchtest? Oder findest du Gefühle in dir, von denen du deiner Mutter erzählen willst? Nutze diesen Moment innerer Zwiesprache, um deinen Blick auf alles Gute in der Beziehung zu deiner Mutter zu richten. Erinnere dich an schöne und unbeschwerte Momente zwischen euch. An Situationen, in denen ihr euch gegenseitig unterstützt habt. Ergreife auch die Möglichkeit, dich zu bedanken, wenn du möchtest. Lass deine Gedanken direkt aus deinem Herzen in den Stift fließen: Ob du deinen Brief am Ende tatsächlich abschickst, ob du ihn für dich selbst aufbewahrst oder ob das Schreiben in dir den Wunsch nach einem persönlichen Gespräch weckt, entscheidest du selbst.
Das Schreiben wird dir in jedem Fall helfen, deine Gedanken und Gefühle zu deiner Mutter wahrzunehmen und zu ordnen. So bekommst du eine klare Sicht auf eure Beziehung und kannst auch lernen, besser mit schwierigen Aspekten zwischen euch umzugehen.
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