Schweigen – wenn man sich nichts mehr zu sagen hat

Wenn Beziehungen in die Jahre kommen dann hat man sich oft nicht mehr viel zu sagen. Tipps was man gegen das Schweigen tun kann.

Schweigen – wenn man sich nichts mehr zu sagen hat
© Vincent van Zalinge, unsplash.com

Nach Jahren des Zusammenseins herrscht in vielen Beziehungen das große Schweigen. Man hat sich nichts mehr zu sagen. Erinnern Sie sich noch an die ersten Tage und Wochen mit Ihrem Partner? Worüber haben Sie sich mit Ihrem Partner ausgetauscht? Was wollten Sie ihm unbedingt alles mitteilen? Was wollten Sie unbedingt alles von ihm wissen? Wenn es Ihnen wie den meisten Menschen geht, dann hat der Wunsch nach Austausch und die Zeit, die sie sich füreinander nehmen, im Laufe der Partnerschaft deutlich nachgelassen. Alles beginnt so gut, doch dann nimmt gewöhnlich die Entwicklung ihren Lauf. Nach Statistiken sprechen Paare nach sechsjähriger Partnerschaft im Durchschnitt noch 10 Minuten täglich miteinander.

Lassen Sie uns die einzelnen Beziehungsphasen nochmals anschauen:

1. Verliebtheitsphase

Wir können gar nicht genug bekommen, uns gegenseitig von unserer Vergangenheit und den Zukunftsplänen zu erzählen und die Zeit miteinander zu verbringen: Hauptsache: mit dem Partner zusammen sein, eigene Bedürfnisse werden zurückgestellt, Neues wird dem Partner zuliebe ausprobiert.

2. Verhandlungsphase

In dieser Phase erkennen wir die Schwächen des Partners. Der Kampf um die Veränderung des Partners beginnt. Wir nörgeln, kritisieren, aber verbringen auch noch viel Zeit miteinander. Die eigenen Wünsche bringen wir nun verstärkt ein.

3. Stillstandsphase

In dieser Phase sind die Themen: Akzeptieren des Partners und das Arrangieren von Kompromissen oder aber Resignation/Schweigen. Die tägliche Routine erstickt den Austausch über Gefühle, Veränderungen und Einstellungen. Gesprochen wird meist nur noch über die Alltagsorganisation, den Berufsalltag, wer wann was fernsieht, was die Kinder angestellt haben, etc.

Gründe für das Schweigen in der Beziehung

Das Schweigen kann ein Hinweis darauf sein, dass jeder sein eigenes Leben lebt und die Partnerschaft nur noch eine Zweckbeziehung ist oder dass wir resignieren, aber innerlich noch Wünsche haben, die wir jedoch glauben, nicht erfüllt zu bekommen. Manchmal kann das Schweigen auch daher kommen, dass uns vorübergehend äußere Ziele wie z.B. Karriere oder ein Hobby wichtiger sind.

Was tun, um wieder ins Gespräch mit dem Partner zu kommen?

TIPP 1: Brechen Sie aus der täglichen Routine aus.

Am besten gelingt das durch ein Wochenende in einem romantischen Hotel oder im längeren Urlaub – aber bitte nicht an einen Ort, an dem Sie vor lauter Einstellung auf die total andere Kultur wieder nicht zur Zweisamkeit kommen und zudem noch die Saat für viele Konflikte gelegt wird. Telefon, häuslicher Alltag und Berufsleben haben meist im Urlaub keinen Platz. Damit wird es automatisch einfacher, sich aufeinander zu konzentrieren. Jedoch besteht dann auch die Gefahr, sich anzuschreien und all seinen Frust in unangemessener Form herauszulassen. Wenn Urlaub nicht möglich ist, dann kann auch das Essen im Restaurant oder ein längerer Spaziergang eine gute Gelegenheit zum Austausch sein.

TIPP 2: Sprechen Sie sich mit Ihrem Partner aus

Ziehen Sie mit ihm Bilanz:

  • Was gefällt mir/dir in der Partnerschaft? Was tut mir/dir gut?
  • Sprechen Sie über ihre Wünsche: Was wünsche ich mir anders? Was wünscht du dir anders?
  • Formulieren Sie die Wünsche möglichst konkret. Verzichten Sie darauf, Ihren Partner zu beschuldigen und anzugreifen. Versuchen Sie stattdessen, zu verstehen, weshalb er sich so verändert hat. Suchen Sie auch nach Ihrem Beitrag zu dieser Situation.
  • Betonen Sie, dass Sie sich ein anderes Verhalten von ihm wünschen, weil Sie ihn lieben und gerne glücklich mit ihm sein möchten – und nicht, um ihn zu schikanieren oder einzuengen.
  • Erinnern sie sich an gemeinsame schöne Zeiten. So werden sie beide motiviert, wieder etwas bewusster mit ihrer Partnerschaft umzugehen.

Was kann im Alltag helfen, im Gespräch zu bleiben?

  • Nehmen Sie sich möglichst einmal wöchentlich zusammen mit Ihrem Partner Zeit, in der der Fernseher nicht läuft, keiner die Zeitung liest, die Kinder aus dem Wege sind, ....
  • Nehmen Sie gemeinsame Aktivitäten wieder auf oder suchen Sie nach einer neuen gemeinsamen Aktivität, die ihnen beiden Spaß macht.
  • Teilen Sie sich gegenseitig häufiger mit, was Sie fühlen und empfinden.
  • Führen Sie einmal im Monat einen Verwöhnabend ein, an dem abwechselnd der eine und der andere etwas plant, von dem er weiß, dass es dem anderen gefällt. Auf diese Weise ist der Partner wieder attraktiver, weil man ihn mit etwas Positivem verknüpft. Der Partner, der sich etwas zum Verwöhnen ausdenken muss, lernt, sich in den anderen hineinzuversetzen und seine Wünsche wahrzunehmen.

Test: Wie gut ist die Kommunikation in Ihrer Partnerschaft?

1. Sitzt Ihr Partner nur noch vor dem Fernseher, hinter der Zeitung oder verzieht sich in den Hobbykeller oder vor den Computer, anstatt die Zeit mit Ihnen zu verbringen?

2. Kann Ihr Partner mit Freunden lachen und charmant sein, während sie beide kaum noch zusammen lachen?

3. Macht Ihr Partner sich bei dicker Luft dünn?

4. Lässt Ihr Partner sich zuhause gehen und achtet nicht mehr auf sein Äußeres?

5.  Freuen Sie sich nicht mehr auf Ihren Partner und gehen ihm aus dem Weg?

6. Vertraut Ihr Partner seinen Freunden mehr als Ihnen?

7. Bedeutet Ihnen Sex nichts mehr?

8. Ist es ihm gleichgültig, wie Sie aussehen?

9. Haben Sie keine gemeinsamen Interessen und Freunde mehr?

10. Reden Sie nur noch über Alltagsprobleme?

11. Vergisst Ihr Partner Ihren Geburtstag?

12. Macht Ihr Partner Ihnen keine Komplimente mehr?

13. Teilt Ihr Partner Ihnen nichts mehr über seine beruflichen Probleme mit?

14. Interessiert sich Ihr Partner nicht mehr für Ihre Meinung, Probleme und Gefühle?

15. Diskutieren Sie Konflikte und Meinungsverschiedenheiten nicht mehr aus?

Auswertung

Bei mehr als 5 Ja-Antworten ist es für Sie an der Zeit, Bilanz zu ziehen und mit Ihrem Partner über Ihre Beobachtungen zu sprechen. Ihre Partnerschaft und Ihre Liebe sind gefährdet.

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Uwe schreibt am 21.10.2021

Dieser Beitrag bleibt völlig an der Oberfläche und ist Makulatur . Natürlich gibt es viele Gründe für das Schweigen. Aber letztlich ist es in allen Fällen so dass ich selbst schweige und dieses etwas mit meiner Interpretation, meinen Empfindungen und um meiner Lebensgeschichte zu tun hat. Nicht jeder schweigt wenn die in dem Beitrag genannten Gründe dafür vorliegen. Daher sind auch die Tipps wie man weiter kommt oberflächlich denn der einzige Weg um aus dieser Spirale herauszukommen dürfte die Arbeit an sich selber sein . Auch die Fähigkeit mit dem Schweigen des anderen richtig umzugehen und dieses nicht mehr als belastend zu empfinden hängt mit der eigenen Persönlichkeit und den Baustellen zusammen. Und erst dann kann sich etwas verändern .
Das gemeinsame Wochenende.. im romantischen Hotel usw... ist letztendlich -ohne diese Arbeit- nur ein Aufschieben und sich etwas Vormachen . Dabei kann es natürlich im Rahmen der nötigen selbst Aufarbeitung der eigenen Problematik hilfreich sein, ist also ein ganz anderer Ansatz als das was in diesem Beitrag beschrieben wird. Eine ganz andere Frage ist natürlich ob man mit einem Partner weiter zusammen leben will, der diese Arbeit nicht mitmacht -man letztlich also ein Leben lang alleine lebt in einer Beziehung. Allerdings bietet die Schmoll -Problematik des Partners durchaus die Chance dadurch die eigene Problematik dabei aufzuarbeiten,
was ohne Schmollen des Partners unmöglich wäre.


Inhalt des Beitrags   
Inhalt des Beitrags 
 Gründe für das Schweigen in der Beziehung
 Was tun, um wieder ins Gespräch mit dem Partner zu kommen?
 Was kann im Alltag helfen, im Gespräch zu bleiben?
 Test: Wie gut ist die Kommunikation in Ihrer Partnerschaft?
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