Ihr Partner ist öfter ärgerlich? Hier finden Sie Tipps und Hilfestellungen wie Sie mit den Ärgerreaktionen umgehen können.
Ärger ist ein Gefühl, das entsteht, wenn etwas wider unsere Vorstellungen läuft.
Deshalb ist es im Zusammenleben mit unserem Partner normal, dass sowohl wir als auch unser Partner ab und zu ärgerlich sind.
Im Folgenden wollen wir uns einmal ausführlicher mit dem Ärger unseres Partners befassen und wie wir am besten darauf reagieren können, um seinen Ärger nicht zu verstärken.
Jeder von uns sendet bei Ärger charakteristische Hinweissignale aus.
Am einfachsten können wir den Ärger unseres Partners daran erkennen, dass er laut wird und uns anschreit.
Ärger kann sich aber noch ganz anders zeigen. Beispielsweise:
Aktionen mit großem Energieeinsatz
Ihr Partner knallt die Tür zu oder einen Gegenstand auf den Tisch, haut mit der Faust auf den Tisch, wirft etwas an die Wand, zerreißt etwas, läuft hektisch umher, etc.,
Er greift Sie körperlich an, schüttelt Sie, ...
nonverbale Signale
verbale Signale
Wenn Sie Ihren Partner schon lange kennen, dann können Sie gewöhnlich bereits die ersten Anzeichen von Wut bei ihm wahrnehmen.
Es kann Ihnen aber passieren, dass er seine Wut leugnet, wenn Sie ihn darauf ansprechen.
Wut oder Ärger sind immer Anzeichen einer Bedrohung. Ihr Partner fühlt sich in irgendeiner Form bedroht.
Das müssen jedoch nicht Sie sein, weshalb er aus dem Gleichgewicht geraten ist. Andere Menschen, eine bestimmte Situation oder sein eigenes Verhalten können Auslöser sein.
Es ist für Sie wichtig, dass Sie sich diese Tatsache in Erinnerung rufen, denn häufig sind Sie nur das letzte Glied in einer Kette, das dann den Ärger abbekommt, der sich über eine bestimmte Zeit aufgebaut hat.
Ärger kann auch in dem Sinne angesammelt werden, dass ihr Partner eine Zeitlang seine Unzufriedenheit mit Ihnen und der Situation hinunterschluckt.
Dann läuft, wie man in der Umgangssprache sagt, das Fass über und er lässt seinen Ärger raus.
Ärger kann auch entstehen, wenn Ihr Partner sich darüber ärgert, dass er so empfindlich ist und sich aus der Fassung bringen lässt.
So ganz stimmt nicht, was wir bis jetzt über den Ärger gesprochen haben. Es fehlt noch ein wichtiges Teilchen: Ärger kann nur in Ihrem Partner entstehen, wenn er sich den Ärger selbst macht.
Nicht Sie und nicht die Situationen lösen seinen Ärger aus, sondern er selbst. Ärger ist immer "hausgemacht". Sie können natürlich dazu beitragen - wenn Sie ihn z.B. an seinen wunden Punkten packen.
Der Ärger entsteht, indem Ihr Partner eine Situation als gefährlich für seinen Selbstwert, seine Ziele, sein Leben, ... bewertet.
Was er als Gefahr bewertet, hängt ab von seinen bisher gemachten Erfahrungen und den daraus resultierenden Lebenseinstellungen.
So kann ihn z.B. ein Blick oder Kommentar von Ihnen an negative Erfahrungen mit seiner Mutter erinnern, und dann bekommen Sie die Wut ab, die eigentlich seiner Mutter gilt.
Fühlte er sich von seinem Vater als unfähig hingestellt, so können Sie ihn vielleicht mit einer einfachen Bemerkung wie etwa "Denk daran, die Überweisung für den Handwerker noch zu machen" zum Ausrasten bringen.
Die Erklärung hierfür könnte sein, dass er sich von Ihnen auch als unfähig hingestellt sieht.
Ärger ist also niemals grundlos, wenngleich wir als Außenstehende den Grund nicht immer kennen. Oftmals erschließt Ärger sich noch nicht einmal den Betroffenen selbst.
Was bei Ihrem Partner sozusagen hinter der Kulisse abläuft, können Sie natürlich nicht vorhersehen.
Zeigt sich bei Ihrem Partner bei bestimmten Themen aber häufig dieselbe Reaktion, dann können Sie vermuten, dass dies ein wunder Punkt für ihn ist.
Wenn Ihr Partner ärgerlich ist, dann gibt es fast nichts Einfacheres für Sie, als sich von seinem Ärger anstecken zu lassen - sprich auf seinen Ärger mit Ärger zu reagieren.
Meist ist dies jedoch das Unklügste, was Sie tun können, denn es ist so, als ob Sie zusätzlich Öl ins Feuer gießen.
Ihr Ärger geht nämlich gewöhnlich ebenfalls einher mit Vorwürfen, unpassenden Bemerkungen, unpassenden Vergleichen, lauter werdender Stimme, ...
Im Nu landen Sie im heftigsten Streit.
Im Folgenden möchte ich Ihnen deshalb Strategien vorschlagen, wie Sie die Situation entschärfen, oder wie es heutzutage die Polizei formuliert, wie Sie deeskalierend wirken können.
Ich weiß, dass diese Strategien leichter beschrieben, als umgesetzt werden können. Dennoch lohnt es sich, sich darum zu bemühen, diese Strategien einzusetzen.
Jede Situation, die Sie dadurch entspannen können, ist eine Situation mehr, in der Sie etwas zum Erhalt Ihrer Partnerschaft getan haben.
Hier nun die Strategien, die ich getrennt habe, nach Situationen, in denen Sie Adressat des Ärgers sind und solche, in denen Ihr Partner einfach nur sauer ist.
Nehmen Sie seinen Ärger lediglich zur Kenntnis.
Beziehen Sie den Ärger nicht auf sich.
Fragen Sie nach.
Gibt es etwas, was ich wissen muss. Hat deine schlechte Stimmung mit mir zu tun?
Einmal nachfragen, genügt gewöhnlich. Kommt keine Antwort, dann belassen Sie es dabei. Je mehr Sie ihn mit Fragen bombardieren, desto mehr wird er sich höchstwahrscheinlich zurückziehen.
Bieten Sie ihm Hilfe an.
"Kann ich etwas dafür tun, damit es dir wieder besser geht?"
Einmal nachfragen, genügt gewöhnlich. Kommt keine Antwort, dann belassen Sie es dabei.
Gehen Sie Ihre eigenen Wege.
Sorgen Sie für Ihre eigene Zufriedenheit. Tun Sie etwas, was Ihnen Spaß macht. Überlassen Sie Ihren Partner sich selbst. Er hat offensichtlich den Weg gewählt, alleine über seinen Ärger hinwegzukommen.
Wenn Ihr Partner seinen Ärger Ihnen gegenüber äußert
Gehen wir einmal davon aus, dass Ihr Partner Sie angreift, beschuldigt oder sonst in irgendeiner unangemessenen Form mit Ihnen spricht.
Was können Sie tun, wenn Ihr Partner sauer oder wütend auf Sie ist und seine Wut Ihnen gegenüber auch äußert?
Wichtig, die folgenden Strategien beziehen sich nicht darauf, wenn Sie körperlich angegriffen werden und in Lebensgefahr sind.
Bauen Sie einen Zeitpuffer ein.
Es besteht kein Grund, dass Sie in Millisekunden auf Ihren Partner reagieren. Nehmen Sie erst einmal mehrere tiefe Atemzüge.
Stellen Sie sich aufrecht hin oder setzen Sie sich aufrecht hin und spüren Sie, wie Ihre Fußsohlen den Boden berühren. Oder nutzen Sie eine Affirmation wie etwa "Ich bin sicher. Er ist im Moment nur wütend."
Wenn Sie nicht gleich auf den Angriff reagieren, dann können Sie besser einen klaren Gedanken fassen.
Versuchen Sie genau zu verstehen, was Ihr Partner Ihnen sagen will.
Gehen Sie auf seinen Kommentar ein. Fragen Sie nach, wie er etwas meint, was er damit genau sagen will und auf welche konkrete Situation er sich bezieht.
Versuchen Sie herauszufinden, was genau denkt er, um so wütend auf Sie zu sein?
Geben Sie ihm ein Okay für seine Sichtweise.
Ihr Partner spricht lediglich von seiner Sichtweise und nicht von Tatsachen. Sie können ihm also zustimmen, dass er dies so erlebt hat oder so sieht.
Gehen Sie mit der Einstellung heran: "Gut, das ist also seine Sichtweise der Situation." Sie können seine Meinung verstehen und dennoch bei Ihrer Meinung bleiben.
Formulieren Sie Ihre Sichtweise und äußern Sie diese in ruhigem Ton.
Wenn Sie in ruhigem Ton sprechen und Ihr Statement äußern, dann sind die Chancen gut, dass Ihr Partner auch ein wenig "zurückfährt" und sich Ihrem ruhigen Tonfall anpasst.
Lenken Sie den Blick auf das Ziel.
Wenn beide Sichtweisen auf dem Tisch liegen, dann verzichten Sie darauf, sich darüber zu streiten, wer Recht hat, wer angefangen und etwas falsch gemacht hat.
Stellen Sie die Frage in den Raum: "Was wollen wir damit anfangen? Wie wollen wir es in der Zukunft machen? Was genau kann jetzt jeder tun, um das Problem zu lösen?"
Setzen Sie Humor ein.
Manchmal kann es auch hilfreich sein, mit Humor zu reagieren. Dies hängt allerdings davon ab, ob dies beim Partner als entspannend oder als Nicht-Ernt-Nehmen ankommt.
Entkrampfend könnte z.B. ein Kommentar sein wie etwa "Halt, bevor wir weitermachen, muss ich erst meine Ritterrüstung anziehen."
Gehen Sie aus der Situation, wenn Ihr Partner Sie weiterhin anschreit und unangemessen behandelt.
Es könnte sein, dass Ihr Partner sich manchmal bereits so "hochgefahren" hat, dass Sie keinen Fuß dazwischen bekommen.
Oder aber Sie selbst schaffen es nicht, ruhig zu bleiben. Dann kann es sehr hilfreich sein, wenn Sie Ihr Gespräch zunächst abbrechen und aus der Situation gehen.
Brechen Sie das Gespräch dann einfach mit einem Satz wie etwa: "Ich denke, jetzt kommen wir zu keiner Lösung. Später sprechen wir nochmals darüber" ab und gehen in einen anderen Raum.
Später sollten Sie auf das Thema aber auf jeden Fall nochmals zu sprechen kommen oder sich dann einigen, dass es nicht mehr notwendig ist.
Suchen Sie mit Ihrem Partner zusammen nach Gemeinsamkeiten in ihrem Streitverhalten.
Meist gibt es bei jedem Partner generelle wunde Punkte, bei denen er immer wieder aus der Fassung gerät.
Zu einem ruhigen Zeitpunkt, wenn Sie und Ihr Partner in harmonischer Stimmung sind, kann es deshalb Sinn machen, sich diese Punkte einmal anzuschauen und zu überlegen, wie man in Zukunft anders damit umgehen kann.
Es ist ganz normal, dass es Konflikte in einer Partnerschaft gibt. Es ist auch wichtig, dass wir über Meinungsverschiedenheiten und Enttäuschungen sprechen.
Entscheidend ist jedoch, die Art und Weise, wie wir dies tun, und dass wir danach loslassen und uns wieder versöhnen.
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