Leserbrief zum Thema: Unterschiedliche Interessen im Urlaub

Mein Mann und ich haben völlig unterschiedliche Vorstellungen vom Urlaub. Er will seine Ruhe ich will etwas erleben. Das führt immer zu Streit.

Leserbrief zum Thema: Unterschiedliche Interessen im Urlaub
© Hamza Bounain, unsplash.com

Beate schildert folgendes Problem:

Die schönste Zeit des Jahres soll angeblich der Urlaub sein. Bei anderen Paaren vielleicht. Bei uns artet das jedes Jahr mit großer Sicherheit in Stress aus. Mein Mann will seine Ruhe, ich will was erleben. Am Ende sind wir dann beide nur noch genervt.

Klaus und ich sind beide berufstätig. Im Alltag sehen wir uns also nur am Frühstückstisch und abends vor dem Fernseher. Am Wochenende geht viel Zeit für den Haushalt und die Hobbys drauf. Die gemeinsamen Urlaubsreisen wären eigentlich die ideale Möglichkeit, mal Zeit miteinander zu verbringen, sich auszutauschen und etwas gemeinsam zu erleben.

Aber da spielt mein Mann nicht mit. Schon die Reiseplanung ist ein einziger Kampf und Krampf. Für ihn gibt es immer nur Gran Canaria. Da waren wir in den letzten zehn Jahren bestimmt sieben, acht Mal. Ich kenne die Insel inzwischen in- und auswendig. Ich würde gerne auch einmal an einen anderen Ort fahren, aber da kann ich mich nur alle Jubeljahre einmal durchsetzen. Für Klaus gibt es eben nur sein Hotel und seinen Strand.

Jeder Ausflug ist ihm gleich zu viel. Zu anstrengend. Zu langweilig. Zu weit. Zu teuer. Zu heiss. Zu überlaufen. Ihm fällt einfach immer etwas ein, da ist er dann plötzlich ungeheuer kreativ. Ich habe ja auch nichts gegen ein paar Tage am Strand, aber ich möchte doch auch neue Orte kennen lernen, neue Menschen, neue Eindrücke sammeln. Etwas über Land und Leute erfahren, das ist doch eigentlich ganz natürlich, oder?

Aber das ist mit ihm zusammen einfach nicht zu machen. Da ist er völlig ignorant, macht einfach dicht. Und wenn ich alleine unterwegs bin, einen Ausflug mache, frustriert mich das. Vor allem, wenn ich sehe, was andere Paare alles zusammen unternehmen. Getrennt in Urlaub zu fahren, wäre auch keine befriedigende Lösung. Wenn wir endlich einmal Zeit für uns haben, wollen wir sie auch gemeinsam verbringen.

Klaus, ihr Mann, sagt dazu:

Urlaub ist zum Erholen da. Und das bedeutet für mich nun mal, einfach mal so richtig zu faulenzen. Nichts tun. Außer von der Strandliege ins Wasser zu gehen und zurück. Durch staubige Straßen zu rennen oder irgendwelche Attraktionen„ im Touristenpulk zu erobern, ist doch keine Erholung. Das ist einfach nur Stress in der Hitze. Und davon habe ich zuhause schon genug.

Ich habe täglich mit so vielen neuen Problemen und Eindrücken zu tun, da muss ich das nicht auch noch im Urlaub haben. Da setze ich lieber auf das Ruhige, Vertraute. Beate kann ja so einen Tagesausflug mitmachen, wenn sie unbedingt etwas sehen und erleben muss, wie sie sagt. Da habe ich doch nichts dagegen. Aber warum will sie mich unbedingt mitschleppen.

Dr. Doris Wolf antwortet:

In der Phase der Verliebtheit können wir es meist kaum erwarten, mit dem anderen zusammen zu sein. Es ist nicht so wichtig, was wir tun, Hauptsache, wir sind zusammen. Wenn die Partnerschaft in die Jahre kommt, dann macht sich jeder für seine eigenen Bedürfnisse stark, und fordert, dass der andere sich nach seinen Vorstellungen verhält.

Klaus sucht im Urlaub Ruhe und Entspannung, Beate eher Abwechslung und Aktivität. In der Partnerschaft von Beate und Klaus bietet Klaus zwar den Kompromiss an, dass Beate alleine aktiv sein könne, aber auf ihren Wunsch, dass er mitkommt, möchte er nicht eingehen.

Man kann diesen Konflikt nicht damit lösen, dass man fragt, ob er oder sie das Recht dazu haben. Beide haben das Recht und die Pflicht, ihre Bedürfnisse zu äußern. Sie haben jedoch keinen Anspruch darauf, dass der Partner mitspielt.

Statt sich gegenseitig anzugreifen und zu beschuldigen, wäre es hilfreicher, nach einem Kompromiss zu suchen. Es gäbe beispielsweise auch die Möglichkeit, dass Beate mit einer Freundin oder Reisegruppe sich ihre Vorstellungen erfüllt. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass sie von der Forderung Abschied nimmt: Wenn er mich liebt, dann sollte er mit mir nach meinen Vorstellungen Urlaub machen.

Was Sie tun können:

  1. Beate muss Ihre Erwartungen und Forderungen an Ihren Mann reduzieren. Sie hat kein Recht zu fordern, dass er sich nach ihren Vorstellungen richten sollte. Es wäre zwar schöner, wenn sie beide an Stadtbummel und Besichtigung Spaß hätten, aber sie kann dies durchaus alleine machen.
  2. Beate sollte aus dem Verhalten von Klaus nicht schlußfolgern dass er sie nicht liebt. Er hat die Verantwortung für sich zu sprechen und darauf zu achten, dass er sich erholt. Das hat nichts mit fehlender Liebe zu tun.
  3. Beate und Klaus müssen sich zusammensetzen und überlegen, wie sie aus ihrem Urlaub ein Gewinn-Gewinn-Spiel machen können. Wie können sie den Urlaub planen, dass den Bedürfnissen beider gedient ist? Vielleicht wäre ja beiden damit gedient, wenn jeder einen Teil des Urlaubs nach seinen Vorstellungen verbringen würde und dann noch eine Woche mit gemeinsamen Aktivitäten.
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