Eine Dienstreise jagt die nächste und wenn mal nichts Geschäftliches auf dem Plan steht findet mein Mann einen anderen Grund unterwegs zu sein. Die ganze Familie leidet darunter.
Eine Dienstreise jagt die nächste und wenn mal nichts Geschäftliches auf dem Plan steht, findet mein Mann einen anderen Grund, unterwegs zu sein. Die ganze Familie leidet darunter. Wann mein Mann das letzte Mal eine Woche lang jeden Abend zuhause war, weiß ich schon gar nicht mehr.
Anfangs hatte ich ja noch geglaubt, das müsse so sein. Denn natürlich bringt ein neuer Job in einer neuen Stadt eine gewisse Verantwortung mit sich. Natürlich musste Josef beweisen, dass er der Firma zur Verfügung steht. Aber mittlerweile ist er dort so etabliert, dass er ruhig auch mal Nein sagen könnte. Aber wenn ich ihn darauf anspreche, weiß er immer tausend Begründungen, warum gerade er gerade jetzt verreisen muss.
Wenn er dann wenigstens zuhause bliebe, wenn ihn die Firma mal in Ruhe lässt! Aber nein: Dann ist er mit dem Alpenverein unterwegs, mit seiner Angel-Clique oder dem Kegelclub. Oder er besinnt sich plötzlich auf seine Mutter und fährt zu ihr, um mit ihr einen Ausflug zu machen.
Manchmal denke ich, er meidet uns absichtlich. Dabei hängen unsere beiden Kinder wirklich an ihrem Vater und vermissten ihn sehr. Jedes Mal, wenn er weg ist, fragen sie nach ihm. Ein Familienleben habe ich mir anders vorgestellt. Ich habe ihm auch schon mit Konsequenzen gedroht, wenn er sich nicht ändert, aber das hat nur ein paar Wochen gewirkt.
Vielleicht sollte ich ihm noch mal die Pistole auf die Brust setzen und dann wirklich Konsequenzen ziehen. Aber das bringe ich der Kinder wegen einfach nicht übers Herz. Wenn er mal da ist, ist er ja auch ganz lieb und aufmerksam. Aber die meiste Zeit fühle ich mich von ihm allein gelassen.
Ich würde mir schon mehr Verständnis von meiner Familie wünschen. Schließlich leben wir alle nicht schlecht von dem, was ich verdiene. Wenn man einen gewissen Lebensstandard haben will, muss man auch was dafür tun. Und wenn man im Beruf nicht vollen Einsatz zeigt, ist man schnell weg vom Fenster.
Wenn ich eine sichere Position in der Firma haben will, ist das bei mir eben mit vielen Reisen verbunden. Es ist ja nicht so, dass ich das aus lauter Spaß am Reisen mache. Das ist auch Stress. Und deswegen sehe ich auch nicht ein, dass ich alle sozialen Kontakte einstellen soll. Ich brauche zum Ausgleich einfach auch meine Clique, meinen Alpenverein, meine Freunde.
Und wenn ich ab und zu mal bei meiner Mutter vorbeischaue, kann man mir doch wohl daraus keinen Vorwurf machen. Natürlich habe ich eine Familie und würde ich gerne mehr Zeit mit Frau und Kindern verbringen. Aber was soll ich machen? Ich kann mich nun mal nicht zerteilen.
Wir alle streben danach, möglichst das zu tun, was uns Spaß macht, von dem wir uns etwas versprechen und was unsere Ziele erfüllt. Wir alle haben nur 24 Stunden Zeit pro Tag zur Verfügung. Über die Zeitverteilung können wir zwar nicht 100 % selbst bestimmen, doch haben wir meist zumindest ein wenig Spielraum. Es hängt von unseren Prioritäten ab, wie wir unseren Tag gestalten.
Eine Partnerschaft funktioniert dann gut, wenn beide Partner viele gleiche Ziele haben und sich bezüglich der Aufgabenteilung einig sind. Wollen wir, dass unser Partner sich in einem Bereich engagiert, für den hauptsächlich wir uns bisher eingesetzt haben, dann gelingt dies am besten, wenn er damit positive Gefühle verknüpft. Vorwürfe, Drohungen und Forderungen führen eher zu Streitereien und Widerstand.
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