Mein Mann ist depressiv nach Kündigung

Seitdem mein Mann arbeitslos ist lässt er sich zu Hause richtig gehen. Er ist depressiv oder aaggressiv trinkt und hängt nur rum. Was kann ich tun?

Mein Mann ist depressiv nach Kündigung
© PAL Verlag

Gudrun schildert folgendes Problem:

Vor einem dreiviertel Jahr wurde mein Mann arbeitslos. Alle Bemühungen um eine neue Stelle waren bisher vergeblich. Jetzt hat er sich aufgegeben und lässt sich gehen. Horst war beruflich sehr erfolgreich, brachte es bis zum Abteilungsleiter. Zwanzig Mitarbeiter waren ihm unterstellt. Und dann kam Knall auf Fall die Kündigung. Nach 23 Jahren im gleichen Betrieb.

Obwohl Horst schon Anfang 50 ist, war er doch anfangs noch ganz optimistisch, bald wieder einen Job zu bekommen. Er hatte gehofft, dass seine Erfahrung gefragt wäre. Doch dann kam auf seine Bewerbungen eine Absage nach der anderen. Mehr oder weniger deutlich kam immer wieder heraus: Sie sind zu alt. Horst wird deswegen immer verzweifelter. "Bringt ja doch nichts", lehnt er alle Vorschläge ab, sich doch noch auf die eine oder andere Stellenausschreibung zu bewerben.

Er bleibt jetzt immer bis zum Mittag im Bett liegen, verbringt manchmal den ganzen Tag im Schlafanzug vor dem Fernseher. Er trinkt und raucht auch deutlich mehr als früher, rasiert sich kaum noch, wird immer ungepflegter. Alle meine Versuche, ihn durch gemeinsame Unternehmungen aufzuheitern und abzulenken, schlagen fehl. Was kann ich tun?

Nach einer Kündigung und vielen Absagen bei Neubewerbungen werden Betroffene häufig depressiv. Sie fühlen sich als Versager, sehen ihre Situation als ausweglos und die Zukunft hoffnungslos.

Dr. Doris Wolf antwortet:

Manche vergraben sich zuhause, andere versuchen, ihren Schmerz und die Enttäuschung mit Alkohol oder in blindem Aktionismus zu betäuben. Ihre Verbitterung kann sich auch in Aggressionen den Angehörigen und ehemaligen Kollegen gegenüber niederschlagen.

Die Gefühle Betroffener sind verstehbar und vorübergehend auch völlig normal. Wir alle benötigen Zeit, um uns einer neuen, nicht freiwillig gewählten Situation anzupassen. Doch ist Arbeitslosigkeit oder Frühberentung kein Grund, um sich als Versager zu sehen und sich aufzugeben.

Nicht die Situation als solche ist der Auslöser der Depressionen, sondern die persönliche Sichtweise der Betroffenen. Jeder Betroffene kann allein oder mit Unterstützung eines Therapeuten lernen, sein Selbstwertgefühl wieder aufzubauen und sich eine neue Lebensaufgabe zu suchen. Manchmal gelingt es sogar, in einer neuen Aufgabe noch erfolgreicher zu sein als in der, die man hinter sich gelassen hat.

Was Sie tun können

  1. Zeigen Sie Ihrem Mann gegenüber Verständnis für seine Enttäuschung, seinen Ärger und die Resignation. Teilen Sie ihm mit, dass Sie ihn mögen und ihn unterstützen. Lenken Sie seinen Blick auf Krisen, die er oder Sie beide bisher schon bewältigt haben.
  2. Suchen Sie mit Ihrem Mann zusammen nach Möglichkeiten, was ihn ausfüllen könnte - wenn er keine Anstellung mehr bekommt. Will er ein Buch über seine Erfahrungen schreiben? Will er z.B. junge Firmengründer mit seinen Erfahrungen unterstützen? Delegieren Sie Aufgaben an ihn, die Sie bisher übernommen haben.
  3. Bitten Sie Ihren Mann, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Es gibt Arbeitslosenselbsthilfegruppen und auch Kontaktmöglichkeiten im Internet. Darüber hinaus kann er sich auch psychotherapeutische Unterstützung holen, um seine Depressionen zu überwinden.
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