Mein Mann ist furchtbar streng mit den Kindern. Wir bekommen deshalb immer öfter Streit. Was kann ich tun?
Natürlich brauchen Kinder auch Grenzen. Aber mein Mann übertreibt es damit völlig: Ständig meckert er an Tim, 7, und Sarah, 5, herum. Das geht am Wochenende von Früh bis Spät; die Kinder sind schon ganz durcheinander. Sie können ihm aber auch gar nichts recht machen.
Bei Tisch ist es besonders schlimm: Sitz gerade, Hände auf den Tisch, es wird alles aufgegessen, tut nicht so viel auf die Gabel, redet nicht so viel. Da vergeht nicht nur mir der Appetit. Irgendwann fangen die Kleinen mit schöner Regelmäßigkeit an zu weinen und ich muss sie dann immer trösten.
Dann habe ich natürlich prompt wieder meinen Mann gegen mich. So ist das auch immer, wenn ich zu vermitteln versuche. Ich würde ihm bei der Erziehung in den Rücken fallen, behauptet Michael dann.
Der hat ja auch gut reden: Fünf Tage in der Woche geht er zur Arbeit und sieht die Kleinen nur morgens und abends ein paar Minuten. Wenn ich den ganzen Tag an den Kleinen herummeckern würde, wären sie doch schon völlig gestört. Michael hat seine Anforderungen viel zu hoch geschraubt. Immer sollen sie vernünftig sein. Aber es sind doch noch Kinder. Keine kleinen Erwachsenen, die man drillen und schleifen kann wie beim Militär.
Neulich hat Sarah aus Versehen ein Glas Milch umgestoßen, da hat Michael gleich einen Riesenaufstand gemacht. Nicht nur, dass sie alles vom Teppichboden auftrocknen musste, er hat ihr auch noch verboten, zum Geburtstag ihrer besten Freundin zu gehen.
Und als Tim ins Bett genässt hat - was ganz lange nicht mehr vorgekommen war - ließ er ihn das Bett neu beziehen und das Bettzeug per Hand waschen. Außerdem gab es eine Woche Nachtisch- und Fernsehverbot. Es ist schon so weit, dass ich nur noch mit den Kindern schmuse, wenn Michael nicht dabei ist. Sonst muss ich mir wieder anhören, ich würde die Zwerge, insbesondere Tim, verweichlichen.
Ein wenig Strenge hat noch niemandem geschadet. Ich wurde von meinen Eltern sehr streng erzogen und dafür bin ich ihnen heute sehr dankbar. Man sieht doch, was ohne Zucht aus den Kindern wird: Sie wissen nichts mit sich anzufangen, schwänzen die Schule, lernen keinen ordentlichen Beruf und leben von der Sozialhilfe.
Wenn ich Kinder in die Welt setze, nehme ich die Verantwortung, die damit verbunden ist, auch wahr. Und das heißt, das ich sie zu disziplinierten Menschen mache, die ein Ziel vor Augen haben und dafür kämpfen. Ich halte nichts davon, wenn man Kindern alles durchgehen lässt und ihnen überall den Weg ebnet. Das wissen sie gar nicht zu schätzen.
Silvia begreift das einfach nicht. Die tanzt nach der Pfeife der Kinder statt umgekehrt. Wenn ich da nicht eingreifen würde, hätten wir in ein paar Jahren, spätestens in der Pubertät, ein ziemliches Problem mit Tim und Sarah.
Leider gibt es keine Schulen, in denen wir als Eltern lernen, wie wir unsere Kinder zu verantwortungsvollen und lebenstüchtigen Erwachsenen erziehen. So greift jeder von uns auf seine Erfahrungen in seiner Kindheit zurück.
Sowohl Silvia als auch Michael wollen das Beste für ihre Kinder. Sie glauben, dies jedoch mit unterschiedlichen Mitteln erreichen zu können. Michael hält Strenge, hohe Forderungen und die Erziehung mit Strafen als richtige Erziehungsmethoden, Silvia hingegen setzt Verständnis und Lob ein.
Die Leidtragenden sind die Kinder, die Angst vor dem Vater entwickeln, und lernen, sich wegen ihrer Schwächen und Fehler abzulehnen. Ein gesundes Selbstvertrauen, den Mut, Neues zu wagen oder eigene Bedürfnisse ernst zu nehmen, können sie dabei nicht entwickeln. In Untersuchungen haben sich 5 Säulen einer guten Erziehung gezeigt: Liebe, Achtung, Kooperation, Struktur und Förderung.
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