Partner schaut heimlich Pornos

Mein Mann schaut sich heimlich im Internet Pornos an. Seine Sexgeschichten nehmen mir die Lust auf Sex mit ihm.

Partner schaut heimlich Pornos
© PAL Verlag

Gudrun schildert folgendes Problem:

Als ich neulich an Michaels Computer im Internet surfte, geriet ich zufällig in ein Verzeichnis mit Sex-Webseiten, das er angelegt hatte. Ich habe ein paar Seiten aufgerufen und fand sie ziemlich geschmacklos.

Dass ihn so etwas anmacht, macht ihn mir sehr fremd. Ich habe ihn darauf angesprochen, ob er auch in Porno-Kinos geht. Da hat er nur ausweichend geantwortet und ist richtig rot geworden. Ich stehe fassungslos vor dem sexuellen Schattenleben, das mein Mann an den Tag legt. Und ich frage mich langsam, ob er schon in den Bereich der Sexsucht kommt.

Unser Sexualleben ist eigentlich normal, was die Häufigkeit und die Art des Verkehrs angeht. Offensichtlich holt er sich aber noch einiges von außen. Wenn er diese Energie auf mich verwenden würde, ginge es bei uns sicher leidenschaftlicher im Bett zu. Aber seine Sexgeschichten nehmen mir sogar die Lust auf Sex mit ihm.

Dr. Doris Wolf antwortet:

Menschen sind sehr unterschiedlich in der Art und Weise, wie sie sexuell erregt werden. Während die einen, meist Frauen, Lust entwickeln, wenn sie einen romantischen Film anschauen und sich dem Partner emotional sehr nahe fühlen, empfinden andere den Anblick von Nacktbildern und Filmen (auch) lustvoll.

Sachlich betrachtet, kann das Ansehen erotischer Filme und Sex-Seiten die Nähe des Partners nicht ersetzen. Deshalb hängt es von der Sichtweise des Partners ab, ob er sich dadurch gedemütigt, betrogen oder angeekelt fühlt.

Wenn die sexuellen Vorlieben beider Partner sowie die moralischen Werte, was man tun darf und was nicht, sehr weit auseinander liegen, dann ist es Zeit, über eine Trennung nachzudenken. So lange man den Partner nicht gefährdet oder zu Aktivitäten zwingt, die er nicht möchte, hat jeder das Recht, seine sexuellen Vorstellungen auszuleben.

Was Sie tun können

  1. Sprechen Sie mit Ihrem Partner über Ihre Ängste, ihm in sexueller Hinsicht nicht zu genügen. Teilen Sie ihm Ihre Wünsche und Vorstellungen mit, wie Sie beide leidenschaftlicher werden können.
  2. Prüfen Sie, ob Sie die Qualität Ihrer Partnerschaft wirklich am sexuellen Verhalten Ihres Partners fest machen wollen. Sollte Ihr Partner sich in diesem Bereich nicht verändern, würde dies für Sie das Scheitern der Partnerschaft bedeuten, oder gibt es noch genügend andere Gemeinsamkeiten, die überwiegen?
  3. Wenn Sie mit Ihrem Partner weiterhin zusammen leben und glücklich sein möchten, dann müssen Sie die sexuellen Aktivitäten Ihres Partners akzeptieren. Nur wenn er es möchte, wird er sich verändern.

Ulrike schildert folgendes Problem:

Vor 1 Jahr hatte mein Mann eine 4 monatige Affäre mit einer anderen Frau. Nun schaut er sich im Internet Pornoseiten an und hat viel Kontakt zu einem Mann, dessen Hauptanliegen es ist, andere Frauen herumzubekommen.

Mich schreckt sein Verhalten ab und ich habe keine Lust mehr auf Sex. Er meint, dass alle Männer sich so wie er verhalten und er sich nur Appetit holen möchte. Mittlerweile bekomme ich schon Panikattacken. Bin ich nicht normal? Was soll ich tun?

Dr. Doris Wolf antwortet:

Ihr Körper zeigt Ihnen an, dass Sie in einem massiven Stresszustand sind. Sie fühlen sich in einer Opferrolle. Ihr Mann verhält sich so, wie es Ihnen nicht gefällt, und Sie haben keinen Einfluss auf ihn. Panikattacken können die Folgen einer solchen in Ihren Augen ausweglosen Situation sein.

Die Frage, ob Sie sich normal verhalten oder nicht, hilft hier kaum weiter. Ihr Vertrauen in Ihren Mann ist seit seinem Seitensprung wahrscheinlich stark gestört. Sie sind sehr sensibel, wenn es um Sex und andere Frauen geht.

Sein Surfen im Internet und den Freund Ihres Mannes sehen Sie als Bedrohung für sich. Über sexuelle Vorlieben lässt sich nicht streiten. Wenn Ihrem Mann der Anblick anderer Frauen Spaß macht und die Sexualität einen großen Raum seines Denkens einnimmt, dann wird er sich nur schwer ändern.

Ob Ihr Mann sich ändert, hängt allein davon ab, ob er Ihr Leiden versteht und sich an diesem Punkt der Partnerschaft wegen zurücknehmem möchte. In einem Gespräch sollten Sie mit ihm darüber sprechen, wie sehr Sie leiden, und analysieren, was ihm in der Partnerschaft fehlt.

Prinzipiell könnten Sie daran arbeiten, das starke sexuelle Interesse Ihres Mannes zu tolerieren. Dann müssten Sie lernen, sein Verhalten und seine Liebe zu Ihnen zu trennen.

Sie müssten ihm den Freiraum für sein Verhalten einräumen. Doch die Frage ist, ob Sie das möchten. 

Ich höre aus Ihrem Schreiben heraus, dass es nicht Ihren moralischen Vorstellungen entspricht und Sie sehr viel aufgeben müssten.

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